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Recruiting –“wenn’s mal wieder länger dauert” (denn kein Sex ist auch keine Lösung)

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Hier kommt der versprochene Nachfolgeartikel von “Recruiting, Männerphantasien und die Frauen”. Im ersten Artikel hatte ich erklärt, wie Recruiting im besten Fall funktioniert. Mit Zeit, Ausdauer, Kümmern, Verständnis – und ohne Garantie! Und weil die meisten Hiring Manager (noch) männlich sind und wir Männer eine schlichte Sprache brauchen (und ein Thema, das uns wirklich interessiert), hatte ich den Sex als Analogie gewählt.

In diesem Artikel möchte ich nun einige in der Praxis gängige Recruitingmethoden auf Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit (schönes Buzz-Wort) durchleuchten – und damit meine männlichen Leser es auch verstehen, greife ich wieder auf den Sex zurück. (Für alle Leserinnen hier nochmal ausdrücklich der Hinweis: Dieser Artikel ist für Männer formuliert. Wenn Sie beim Lesen rot werden, ist das nicht meine Schuld!)

 

Recruiting – für Einstellungen gibt es keine Flatrate

Lieber Hiring Manager, lassen Sie es mich offen ansprechen. Selbst wenn Sie im Recruiting vieles richtig machen – ich bin mir nicht sicher, ob Sie die nötige Schlagzahl erfolgreicher Einstellungen mit dem von mir beschriebenen Idealweg immer realiseren können. Das Recruitingleben bietet keine Flatrate. Und das kommt “Mann” doch bekannt vor … beim Sex gibt es die auch nicht. Oder haben Sie so häufig Sex mit Ihrer Partnerin, wie Sie gerne hätten? Wahrscheinlich eher nicht (wenn doch, wir machen Sie DAS???) Die Praxis ist in der Regel, bei allem männlichen Bemühen, durchzogen von bösen Stolperfallen und Vollzugshürden: Sie sind zwei Wochen im Urlaub – mit den Schwiegereltern im selben Appartement! Das Kind hat die Masern. Sie bauen gerade und haben wirklich Streß. Sie haben Geldsorgen. Die beste Freundin Ihrer Frau hat Beziehungsprobleme … es gibt gute Gründe, lieber Mann, warum Sie einfach gerade mal eine Zeitlang keinen Sex haben. Obwohl Sie sonst alles richtig machen.

Was nun? Keine Angst, wenn es gerade zu Hause nicht läuft oder Sie solo sind – es gibt Ausweichmöglichkeiten. Und ich werde diese Ausweichmöglichkeiten gleich in Analogie zum Recruiting setzen – und dann wissen Sie ALLES! Sind Sie bereit?

 

Recruiting über Jobbörsen - Treffpunkt einsamer Herzen

Es gibt sie in jeder Stadt – die einschlägigen Etablissements (nein nein, kein Rotlicht, das kommt später) wie Discos oder In-Kneipen, in die Singles gehen, wenn sie jemanden vom anderen Geschlecht kennenlernen möchten. Gehen Sie dorthin, stellen Sie sich in Pose (Sie sind wer, nicht vergessen! Sonst noch mal hier lesen), lassen Sie Augen und Hüfte schweifen und spendieren Sie den beiden Mädels gegenüber nen Drink. Den zahlen Sie dann mit nem Hunni, ist klar. Sie werden sehen – irgendeine beißt am Ende an. Viele Frauen werden sich angewidert wegdrehen, manche werden Sie gar nicht wahrnehmen oder nur Ihnen nur einen abschätzigen Blick zuwerfen, viele sind auch gar nicht in der Disco, weil sie es nicht nötig haben – aber sehr sehr wahrscheinlich wird eine anbeißen. Und dann entscheiden Sie, ob die Ihnen gefällt oder nicht. Die gute alte Welt, nicht wahr?!

Im Recruiting entspricht der Discobesuch dem Posten von Stellenanzeigen in Jobbörsen. Viele potentiell passende Arbeitnehmer lesen die Anzeigen gar nicht, weil sie mit ihrem Job glücklich sind und nicht auf Suche (sprich in der Disco/auf der Jobbörse) sind. Oder weil sie schon vorher von einem attrakativen Gegenüber angesprochen wurden und gar nicht mehr den Weg über die Disco gehen müssen (jaja, kommt auch noch, das Active Sourcing. Weiter unten, halten Sie durch). Manche sehen die Anzeige, werden von ihr aber einfach nicht angesprochen. Aber andere wiederum springen darauf an, weil Sie vielleicht wirklich genau das bieten, was er/sie sucht – und Ihr Unternehmen ein super Employer Branding Video im Netz hat? Oder weil der Bewerber selber gerade genauso verzweifelt ist wie Sie! Einen neuen Job zu suchen ist heutzutage nichts ungewöhnliches mehr sondern fast schon normal (das ist auch mal ein Artikel wert). Mein Eindruck! Die Zeiten werden rauer. Toll ist das nicht, erst Recht nicht, wenn man dann auf Brautschau in die Disco muss. Sieht nicht souverän, sondern oft eher nach Verzweiflungstat aus. Wird ja auch so behandelt. Oder was glauben Sie, warum es immer noch so viele Ratschläge für die perfekte Bewerbung gibt? Bitter, bitter. Der Bewerber, der die Bewerbungsshow perfekt beherrschen muss. Haben wir das wirklich noch nötig? Demographischer Wandel und so. War for Talents. Hallo?! Was interessiert mich die Verpackung, wenn doch angeblich der Mensch im Vordergrund steht. Mehr dazu hier, ich schweife ab.

Denn, auch das will ich nicht verhehlen – es gibt mit Sicherheit auch mal richtig gute Bewerber über eine klassische Stellenanzeige. Und es gibt ja mittlerweile viele Agenturen, die für Sie die Anzeige in den “passenden Jobbörsen” zur “besten Zeit” schalten. Können Sie auch im Paket buchen (so wie eine Discotour mit Bus, der die einschlägigen Discos zur jeweils besten “Aufreißzeit” anfährt). Naja, trotzdem: Das ganze ist irgendwie nicht so richtig aktiv gesteuert, oder? Daher auch die schöne Formulierung “post & pray”.

Über die ähnliche Alternative, die Lebenslaufdatenbanken, die die gleichen Anbieter anpreisen, hat schon die Spider Murphy Gang gesungen: “Wo, wo, wo, wo bist Du? … Willkommen im Club der einsamen Herzen”. Ganz ehrlich: Die wirklichen Spezialisten werden Sie dort kaum finden. Die erwarten, dass sie anders angesprochen werden. Z. B. von einem …

 

Recruiting über Personalberater – Sie fahren in den Puff

Wie Wiegald und Olli schon gesungen haben, Sie können einfach mal in den Puff. Ich kenne mich hier jetzt nur durch Tatort-Folgen und einige seriöse Dokumentationen dieses Milieus aus dem Bildungsfernsehen wie RTL2 und so aus – deswegen muss ich ein wenig improvisieren. Klar ist: Wer hier arbeitet der weiß schon mal grob, was die Gäste wollen – und bietet entsprechende Dienste. Von daher ist das eine wasserdichte Wahl für Sex. Da müssen Sie auch nicht viel erklären. Aber auch hier gibt Qualitätsunterschiede. Das Edel-Bordell bietet mit großer Wahrscheinlichkeit eine andere Auswahl an Damen und Qualität der Leistungen als das “Massagezimmer” an der Autobahnraststätte. Die Frage ist, was Sie zu zahlen bereit sind und ob Sie sich für den Bordellbesuch eher schämen oder damit vor Ihren Kumpels angeben wollen.

In der Recruitingwelt sind die Personalberater und Personalvermittler die Bordelle. Das meine ich überhaupt nicht despektierlich. Ich halte sehr viel von (guten) Personalberatern!! Außerdem hat vieles seine Berechtigung, mir ist nichts menschliches fremd. Grundsätzlich empfehle ich Ihnen, bei Personalberatern auf Qualität zu setzen, eine gute Auswahl zu treffen (Empfehlungen helfen besser weiter als Hochglanzbroschüren) und lieber einen höheren Preis zu bezahlen. Dann können Sie Wünsche äußern und haben vielleicht wirklich jemanden, der sein Geschäft versteht. Und wenn Sie protzen wollen, dann gehen Sie halt zu den bekannten Executive Search Adressen. Da schmeckt auch der Kaffee besser.

Jetzt ist uns als Männer beim Sex ja am Ende egal, wie der Orgasmus zustande kommt (ist auch kein Hexenwerk). Da brauchen Sie nicht ziemperlich sein. Beim Recruiting würde ich das nicht so unterschreiben. Nachher gibt es noch im Vollzug Probleme und es kommt zum Samenstau! Sehr schmerzhaft (hab ich mir sagen lassen). Geld bezahlt, Stelle nicht besetzt und nur Schwierigkeiten. Naja, das Bild entspricht nicht mehr ganz der gängigen Praxis der Vermittlerbranche. Heute müsste man eher so vergleichen: Sie gehen mit der klaren Ansage in den Puff, erst bei vollzogener Befriedigung zu zahlen. Dafür sehen Sie dann in der Ferne ein paar Damen zur Musik hüpfen, im Hintergrund läuft vielleicht über nen Bildschirm ein Porno, zwischendurch kommt ein Mädel vorbei, das Ihnen erotisch ins Ohr flüstert, Sie wären gleich dran … und nach ein paar Stunden gehen Sie aufgedreht und unbefriedigt wieder raus.

(Kleiner Einschub: Naaa, wer erkennt die Elemente der Branche wieder? “Hüpfende Damen” = Werbung auf allen Online-Kanälen, wie toll der Personaldienstleister doch ist. “Porno” = anonymisierte Bewerber, die von ihrem Glück bei Ihnen vorgestellt zu werden gar nix wissen und Sie nur “anfixen” sollen. “Ohr flüstern” = der Telefonanruf Ihres Dienstleisters zum Hinhalten: “ich habe ein paar super Bewerber für Sie an der Hand” – und dann hören Sie nie wieder etwas von ihm).

Ok, neben dem Honorarthema können die Gründe für verpassten Sex, eh, Stellenbesetzung, durchaus auch bei Ihnen liegen. Manche Probleme sind einfach hausgemacht. Aber bei einer guten Auswahl sollten Sie eigentlich erfolgeich sein.

Falls Sie jedoch in die Verlegenheit kommen, vom Besuch des Bordells (dem Personalberater) Ihres Vertrauens abhängig zu werden – dann sollten Sie sich fragen, ob Sie nicht etwas falsch machen. Denn auf Dauer wird das teuer und zeugt von einer schwachen Basisarbeit. Ich kenne Unternehmen, die arbeiten mit 5-10 (oder noch mehr) “Personalvermittlern” zusammen. Wahnsinn! Soll ich Sie nochmal auf meinen Artikel über die “verhurten Objekte und anderen bösen Überraschungen” hinweisen? Ach was, den kennen Sie bestimmt schon. Übrigens: Laut dem index Personalmarketing-Report 2013 sind nach Online Jobbörsen und Printanzeigen der nächstgrößte Budgetposten im Recruiting die Honorare für Personalberater. Abgesehen davon, dass ich seit Jahren keine guten Bewerber über Anzeigen bekomme … das mit den Personalberatern geht auch anders. Vielleicht holen Sie sich ja auch einen Personalberater als internen Recruiter ins Haus. Ist gerade Mode. (Ob The Police die Befreiung des einfachen Personalberaters vom Diktat des Umsatzerfolges im Sinn hatten, als sie ihr Lied “Roxanne” herausbrachten? “You don’t have to pull on the red light”. Nee, wahrscheinlich nicht.)

 

Recruiting über Active Sourcing – der gute alte (neue) Handbetrieb

Pink brachte es mit “You and your hand” auf den Punkt. Wir Männer kriegen es nicht immer, wie wir es wollen. Macht aber nix. Wir können uns ja auch selber helfen. Flexibel, spontan, ohne anschließende Sentimentalitäten und Kuscheln. Jeder kann es. Ich führe das jetzt nicht weiter aus. Und die Bedenken des letzten Jahrhunderts “Werde ich von häufiger Selbstbefriedigung nicht dumm und impotent?” können wir heute entspannt verneinen. Im Recruiting besteht dagegen noch Unsicherheit mit dem neuen Zaubermittel des Active Sourcing. Sehr zu unrecht, wie ich meine. Praktisch jeder kann es, es ist flexibel, mal eben gemacht. Natürlich kann Active Sourcing auch systematisch betrieben werden, aber wer macht das schon. Der Vorteil ist eben die verführerisch unkomplizierte Vorgehensweise. So wie z. B. ein Pornoheft zur Unterstützung (das lässt sich auch viel besser verstecken). Na gut, Active Sourcing ist doch etwas komplizierter. Beim Active Sourcing können Sie nämlich doch etwas kaputt machen. Anders als beim Pendant aus dem Sexualleben (zumindest ist mir noch nix zu Ohren gekommen, puh!). Aber damit habe ich mich in meinem Artikel zu Active Sourcing Irrtümern schon mal beschäftigt. Und auch rechtlich sollten Sie wissen, was Sie machen. Aber keine Angst, alles halb so wild. Auch hier wieder möchte ich aber anmerken: Wenn Sie immer und permanent selber “Hand anlegen müssen”, dann läuft etwas falsch. Das ist keine Lösung – und macht auf Dauer auch nicht sooo viel Spaß!

 

Recruiting – erfolgreich mit der richtigen Mischung

Also, liebe Hiring Manager, seien wir realistisch. Wir konnten uns schon immer unserer Umwelt anpassen. Wir sind Männer! Und es ist clever, zu verschiedenen Zeiten verschiedene Methoden zu wählen und einen guten Mix zu haben.

Meine pragmatische Empfehlung:

1. Kümmern Sie sich langfristig um Ihre Bewerber oder die, die es werden könnten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die werde ich jetzt hier aber erst einmal nicht mehr aufführen. Wissen Sie eigentlich, wie lang dieser Artikel schon ist? Folgen Sie einfach mir und den anderen Autoren von personalblogger.net! Dann finden Sie ein paar gute Ratschläge dazu. Oder googlen Sie  doch mal nach “Talent Management”. Nur so als Tipp.

2. Nutzen Sie Active Sourcing auf professioneller Basis. Nicht “quick & dirty”. Das braucht ein wenig Training und Verständnis, aber dann läuft das. Dafür gibt es mittlerweile auch Seminare! Sie dürfen sich auch bei mir und bestimmt auch einigen weiteren Autoren dieses blogs hier melden (das habe ich jetzt nicht abgesprochen …). Wir machen zeigen’s Ihnen auch.

Beides zusammen sind gute Ergänzungen und sollten 90% Ihres Recruitingbedarfs decken. Den Personalberater würde ich mir für die ganz großen Momente aufheben. Wenn Sie mal wirklich das “Besondere” suchen.

 

Recruiting – die Länge des Weges bringt die Lust

Lassen Sie mich mit einem Interview aus der “Zeit” mit dem Sexualtherapeuten David Schnarch (cooler Name für diesen Beruf, oder?) enden. Schnarch spricht über die Langweile im Bett in langjährigen Beziehungen. Und darüber ob das nun gut oder schlecht ist und wie sich das ändern lässt. Sein Fazit: “… wer bereit ist, zu wachsen, wird Sex haben, wie er ihn vorher nicht kannte. Intimer, erfüllender.” (Das könnte ich doch mal als Aufhänger für das Thema Mitarbeiterbindung nehmen … ) Und ich sage: Gleiches gilt für das Recruiting! Sie werden sehen, Ihr Recruiting wird erfüllender. Und – da bin ich mir aus eigener Erfahrung 100%ig sicher – auch erfolgreicher. Aber dafür müssen Sie sich auf den Weg machen und ein wenig altes Gedankengut und Machogehabe ablegen. Vielleicht helfen Ihnen ja Ihre HR KollegInnen dabei und bilden Sie zum Frauenversteher aus?

Was Sie jetzt mit meinen Anregungen machen? Naja, in Ihr Sexleben mische ich mich nicht ein. Aber wenn Sie einen Rat für Ihr brauchen – melden Sie sich einfach.

Herzlichen Gruß,

Ihr Henrik Zaborowski

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