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Recruiting, Männerphantasien & die Frauen

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Wenn Sie wissen wollen, wie Recruiting funktioniert, schauen Sie sich das echte Leben an. Wie funktionieren Beziehungen? So funktioniert auch Recruiting. Unser Problem: Business ist “a man’s world” – aber Recruiting ist eine Lady! Und Männer und Frauen haben nach wie vor Verständigungsschwierigkeiten. Dieser Beitrag (und sein Nachfolger) tritt an, diese Verständnislücke zu schließen. Für eine bessere Welt (auch ohne Bionade).

(Kurzer Hinweis: Dieser Artikel erschien schon mal mit anderem Titel auf meinem eigenen blog. Auf ausdrücklichen Wunsch stelle ich ihn hier gerne einem größeren Leserkreis zur Verfügung. Und liebe Leserinnen: Dieser Artikel richten sich vor allem an Männer! Sie müssen mir daher die etwas einfache Sprache verzeihen. Aber so versteht “man” es einfach besser.)

Recruiting in einer Männerwelt

Wir leben in einer von Männern dominierten Wirtschaftswelt. Darin sind wir uns denke ich alle einig (ich spare mir mal die Statistiken etc.). Tendenzen, dies zu ändern, gibt es durchaus. Ob sie erfolgreich sein werden … ich bin skeptisch. Das liegt in der Natur der Sache. Und damit meine ich nicht die “Zwangsbabypause”. Sondern andere Punkte, die hier noch einfließen werden.

Ok, liebe Hiring Manager (m) – was ist da bloß los an der Recruitingfront? Das war früher doch alles einfacher (naja, wenn Sie einen sexy Unternehmensbereich bei einem bekannten Konzern oder Beratung verantworten, merken Sie davon noch nicht viel. Aber vielleicht arbeiten Sie ja bei einem völlig unbekannten Top Unternehmen. Dann haben Sie ein Problem, oder?). HR gibt sich Mühe, aber das sagt auch schon alles. Wenn die Bewerber nur erst einmal von Ihnen wüssten, die würden auf Knien rutschen, um für Sie zu arbeiten. Sie sind schließlich wer. Aber, verdammte Axt, selbst das kriegt HR ja nicht hin. Die bringen immer nur B-Ware. Und dann erzählen die Ihnen auch noch was von Persönlichkeitsprofilen, „den Mensch als Ganzes sehen“, „mal über den Tellerrand schauen“, „das Stellenprofil weiter machen“. So ein Käse. Sie stellen seit Jahren erfolgreich ein. Hat doch immer funktioniert. Sie wissen, wie der Hase läuft. Sie wissen, wen Sie brauchen! 1A Lebenslauf, Elite-Uni, Top Noten, Praktika beim Wettbewerb. Regel-Studienzeit. Soziales Engagement darf auch dabei sein. Spielt im Job zwar keine Rolle, aber das müssen Sie ja nicht gleich am Anfang sagen. Müssen Sie denn alles selber machen? Sie haben wichtigeres zu tun. War früher doch auch kein Problem! So schwer kann das nicht sein. Hier so, Dings, äh, Soziale Netzwerke und so. Sollen die HR Mädels doch da mal reinschauen.

Ok, ich sehe, wir sind uns einig. ABER, liebe Hiring Manager – so denken Männer! Das Problem ist: Recruiting ist eine Lady. Und da sollten bei Ihnen die Alarmglocken angehen. Denn hoffentlich haben Sie auch schon gemerkt, dass Männer und Frauen in einigen Punkten seeeehr unterschiedlich sind! Und jetzt kommen wir ans Eingemachte.

Es gibt drei sehr plakative Unterschiede, anhand derer ich in Ihnen ein neues Recruitingverständnis wecken möchte.

Respekt vs. Liebe

Lieber Leser, ich bitte Sie jetzt, folgende Frage zu beantworten: Von den drei Begriffen Respekt, Anerkennung, Liebe – worauf könnten Sie im Notfall verzichten?

Liebe, richtig?

Genau! Ich könnte auf Liebe verzichten, solange ich respektiert und anerkannt werde! (Liebe Leserinnen, Sie werden das wahrscheinlich nicht nachvollziehen können, aber es ist so!) Umgekehrt ginge gar nicht!!!! Ich bin doch kein Weichei! Jetzt raten Sie mal, worauf die meisten Frauen never ever verzichten könnten … auf Liebe! Diese Erkenntnis aus der Paartherapie deckt sich auch mit einer Studie zu Werten in der Unternehmens- und Personalführung. „Respekt“ ist ein Wert, den Frauen als deutlich unwichtiger bewerten als Männer.

Ich sehe Sie die Stirn runzeln. Ach, Sie glauben mir nicht? Na, rufen Sie sich doch mal an all die Sagen, Märchen, Geschichten, Heldentaten in Erinnerung, die seit Menschengedenken erzählt werden. Wie viele weibliche Helden kennen Sie, die einsam ihre Entscheidungen treffen und für das subjektiv Gute kämpfen, teilweise bis in den Tod hinein? Und dagegen wie viele männliche? Wie viele männliche “Figuren” kennen Sie, die sich nach der Heldin sehnen, die ihn errettet und ihm ihre ewige Liebe schenkt? Und wie viele weibliche? Sehen Sie? Das ist seit Urzeiten so, und es hat Gründe. Wenn Sie dieser Gedanke interessiert, empfehle ich Ihnen auf jeden Fall mal pauschal, sich die Bücher von John Eldredge näher anzuschauen.

Männer wollen für das, was sie tun, respektiert und anerkannt werden. Und wenn es nur ist, dass sie einmal im Monat die Spülmaschine ausräumen (“Schau mal Schatz, das habe ich doch toll gemacht, ne?!).

Wenn ich sage, dass Recruiting weiblich ist, dann heißt das nichts anderes, als das die meisten Menschen in ihrer Rolle als Bewerber geliebt werden wollen. Sie wollen sich wertgeschätzt fühlen, als Mensch angenommen, wollen ihr Gegenüber als Menschen kennenlernen, denn mit dem Menschen arbeiten sie später auch zusammen. Sie wollen ein Gefühl für das Arbeiten in Ihrem (liebe Hiring Manager) Unternehmen  bekommen. Natürlich spielt auch Respekt eine Rolle, gerade bei männlichen Bewerbern. Aber in der Rolle eines Bewerbers entscheidet kaum ein Mensch am Ende nur rational. Bei mehreren vergleichbaren Angeboten entscheiden die meisten nach den Menschen, denen sie im bisherigen Prozess begegnet sind. Welches Unternehmen, besser: welche Führungskraft war authentischer, glaubhafter, wer war ehrlich zu mir, hat mich ernst genommen? Und das bringt mich zu einem weiteren wesentlichen Punkt, nämlich

Männliches Recruiting – oversexed & underf…

Ich bringe hier jetzt nicht alle Wahrheiten auf den Tisch. Wir Männer kennen sie eh. Und ja, sie stimmen. Männer denken deutlich häufiger an Sex als Frauen, „können immer & sofort“, brauchen kein Geplänkel drum herum, das Ziel heißt Orgasmus. Wichtig zu wissen ist: Männer können die sexuelle Befriedigung von der ganzheitlichen Liebe trennen. Oder was glauben Sie, warum es so viele Bordelle gibt?

Liebe Männer: Frauen sind da (leider???) ganz anders gestrickt (Liebe Leserinnen, ich weiß: Frauen sind vielschichtiger als alle Klischees. Aber dieser Artikel hier ist ja für Männer. Da muss ich es etwas pauschaler schreiben). Frauen sind beziehungsorientiert. Sie können körperliche Liebe deutlich schlechter von der gesamten Beziehung trennen. Sie möchte sich geborgen und getragen fühlen. Zärtlichkeit und Geborgenheit sind ihnen wichtiger als der reine, körperliche Sex. (wer mir all das übrigens nicht glaubt, das ist legitim, der kann ja mal u.a. in das Buch „Duett statt Duell“ des erfahrenen Ehe- & Familienberater Reinhold Ruthe schauen. Da steht’s zumindest).

Um das nochmal zu verschärfen:
Wenn „Mann“ sich ungeliebt fühlt oder sich der Liebe seiner Partnerin nicht sicher ist, dann hilft es ihm, mit ihr zu schlafen! Der Sex bestätigt ihm ihre Liebe und er vertieft so seine Beziehung zu ihr. Zumindest für ihn. Frauen dagegen möchten sich erst geliebt fühlen, bevor sie bereit zum Sex sind. Wie sie sich geliebt fühlt, das hängt sicherlich auch von der eigenen Persönlichkeit ab. Kennen Sie “die fünf Sprachen der Liebe“? Fakt ist aber: Die meisten Frauen brauchen dafür deutlich mehr Aufmerksamkeit vom Partner als umgekehrt.

Kleiner Test? Eine Frau möchte mit ihrem Partner schlafen. Was muss sie tun? Sich nackt ausziehen. Das reicht. Nun umgekehrt. Ein Mann möchte mit seiner Partnerin schlafen. Was muss er tun? Ihr sagen wie gut sie aussieht, den Müll rausbringen, mit den Kindern Hausaufgaben machen, ihr Blumen mitbringen, ihr ein Lächeln schenken, ihr sagen wie gut sie aussieht, das Wandregal aufbauen das schon seit 3 Monaten in der Ecke steht, eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen, ein nettes Abendessen vorbereiten, Zeit zum Reden haben, ihr einfach mal zuhören, Danke sagen für die Arbeit die sie in die Beziehung/Familie investiert, ihr sagten dass er sie liebt … Und das nicht an einem Tag! Sondern kontinuierlich! Und ohne Hintergedanken, sondern aus Liebe!!!!!!

Leider ist all das noch keine Garantie, dass er zum Ziel, dem Sex, kommt. Denn die Frau ist ja schließlich eine autonome Person. Aber ohne all das sind die Chancen auf Sex verschwindend gering. Zumindest im Normalfall. Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber darauf gehe ich im nächsten Artikel ein.

Was heißt das jetzt für Ihr Recruiting, lieber Hiring Manager? Bewerber sind wie Frauen: Sie müssen investieren! Und zwar massiv. Nicht (nur) mit Geld. Sondern vor allem auch mit Zeit. Es geht nicht darum, einmal einen teuren Brilli zu schenken oder die Dame Ihres Herzens ins feinste Restaurant auszuführen. Es muss nicht top exotisch sein. Nicht „der Schampus auf dem Schloss“, wie gerade wieder große Unternehmen mit exorbitanten Recruitingevents von sich reden machen. Denn Bewerber sind genauso wie Frauen ja nicht blöd. Einmal eine Aktion, so richtig „den Fetten raushängen lassen“ und dann „hopp, ab in die Kiste“, sprich „hopp, unterschreib mal den Arbeitsvertrag“. Nene, so etwas gibt es zwar auch (wie gesagt, im nächsten Artikel), aber bei den meisten Bewerber zieht das nicht. Wie bei den meisten Frauen.

Für den normalen Bewerber zählt Kontinuität. Hier mal ein kleines Zeichen der Liebe (Geburtstagskarte), da mal die Hausarbeit übernehmen (mal ein kleines, informelles Coaching), dort mal der Frau einen Wunsch erfüllen (mit Kontakten oder Wissen weiterhelfen), hier mal Zeit mit ihr verbringen (Praktikum). Kontinuierlich etwas Gutes tun. Das zieht. Aber leider leider gilt auch hier wieder: Eine Garantie für den späteren Erfolg haben Sie nie!!!!! Sie können alles richtig gemacht haben – und bekommen doch keinen Sex! So ein Mist, nicht wahr? Warum? Weil Bewerber autonome Menschen sind. Und es viele interessante Jobs und Arbeitgeber gibt. Und die Entscheidung für einen Job von soooo vielen Faktoren abhängt, die können Sie gar nicht alles beeinflussen. Aber Sie können einiges beeinflussen. Vor allem, wie der Bewerber Sie wahrnimmt und schätzt. Und selbst wenn er dann nicht zu Ihnen kommt, empfiehlt er Sie vielleicht weiter. Und dann bekommen Sie doch noch Sex (also, ich meine, einen neuen Mitarbeiter! Nicht falsch verstehen jetzt). Nur halt (mit) jemand anderen. Aber wie wir schon festgestellt haben: Das ist uns Männern im Zweifel doch egal.

Bleibt noch der dritte Aspekt

Tunnelblick vs. offene Fenster

Männer sind einfach gestrickt. Eher der Tunnelblick. “Auf auf zum Ziel, Kameraden”. Attraktive Frau = Sex. Ob wir Menschen nun wirklich multitasking-fähig sind oder nicht (wenn ja, dann können das vor allem Frauen), des Mannes Stärke ist seine Zielorientierung. Dann wird alles andere ausgeblendet. Eben noch Zoff mit dem Chef gehabt? Egal, wenn jetzt die Chance auf Sex besteht. “Die Kinder waren eben noch wach? Ach was, die schlafen jetzt, die hören uns nicht.” Für den Mann alles kein Problem. Frauen sind da anders. Die denken in “offenen Fenstern“.

Ein Beispiel? Wenn ich morgens um 6.00 Uhr aufstehe und das Frühstück und die Schulbrote für die Kinder mache, dann hole ich die Zeitung rein, lese kurz, und dann mache ich Frühstück. 30 Minuten lang. Mehr schaff ich nicht. Wenn meine Frau morgens aufsteht, dann macht sie das Frühstück für die Kinder, räumt die Spülmaschine aus, denkt an ihren kranken Vater, stellt eine Waschmaschine an, denkt an ihre zwei besten, weit entfernt wohnenden Freundinnen, legt das Taschengeld der Kinder raus, denkt an die Mathearbeit unseres Sohnes heute, plant ihren Einkauf (erst Rewe, dann nochmal kurz zu Aldi, da ist Aktion, bei der Gelegenheit noch das Altglas wegbringen, da ist ein Container), heute kommt der Schornsteinfeger, morgen muss die Tochter zum Kindergeburstag und braucht noch ein Geschenk … Verstehen Sie, was ich mit “offenen Fenstern” meine. Und so lange zu viele Fenster offen sind, ist es schwierig mit dem Sex! Da hat sie dann “keinen Kopf” für.

Und jetzt wieder übertragen ins Recruiting: Jeder Bewerber hat diese “offenen Fenster”. Und erst wenn alle (oder die meisten) geschlossen sind, ist er bereit sich zu entscheiden. Das schlimme ist: Die ändern sich durchaus im Prozess!

  • Vor einem Monat war noch klar, Beratung soll es sein. Reisen ist kein Problem. Da kommt der Traumpartner um die Ecke … und auf einmal ist Reisen keine Option mehr.
  • Vor zwei Monaten wollte der Mitarbeiter lieber heute als morgen kündigen und steht kurz vor dem Vertragsabschluss beim neuen Arbeitgeber. Heute tun sich ganz neue Optionen im alten Job auf – und er bleibt.
  • Eigentlich war klar, dass es die ganz große Kohle sein sollte. Wer am meisten zahlt, bekommt den Zuschlag. Jetzt hat ihm irgendein Spinner eine Vision in den Kopf gesetzt, für die er auch umsonst arbeiten würde.
  • “Da kriege ich mehr Gehalt, aber dort scheint der Job inhaltlich spannender zu sein. Aber wer weiß das schon wirklich?” (Rat der Eltern/Partner: “Mach was solides, keine Experimente!”)
  • In vier Wochen will der Bewerber das Vorstellungsgespräch mit Ihnen führen, vorher hat er wirklich keine Zeit. Und er versichtert, dass Sie als Arbeitgeber bei ihm ganz oben auf der Liste stehen. Eine Woche vor dem Termin sagt er ab. Er hat ein tolles Angebot bekommen, da sagt er jetzt zu.

Glauben Sie mir, ich habe als Personalberater auf beiden Seiten, Unternehmen und Bewerbern, die unmöglichsten Dinge erlebt! Da war vieles nicht mehr rational.

Liebe Hiring Manager, Sie können die Bewerber ob ihrer Unprofessionalität beschimpfen, Sie können sagen: “Wer mir einmal absagt, braucht nie wieder kommen”, Sie können sich auf den Kopf stellen – diese Tatsache werden Sie nicht ändern. Finden Sie sich damit ab. Sie stellen übrigens ja auch nur ein, wenn Sie wirklich Bedarf haben und der Bewerber Sie absolut überzeugt, oder?

Ich komme zum Ende des ersten Teils. Was will ich Ihnen mit diesem Artikel mitgeben? Die männlichen Methoden & Phantastereien „Macht, Geld, Respekt, Sachorientiert“ helfen Ihnen im Recruiting nur marginal weiter. (Vielleicht auch ein Grund, warum so wenig Männer in den HR Abteilungen sind. Gefühlt zumindest, ich habe da keine Statistik zu.) Früher ging das. Aber früher war ja eh alles besser. Die Bewerber hatten ja nix, vor allem wenig Alternativen. Da konnten Sie noch schön Ansprüche stellen und sich zurücklehnen. Aber die Zeiten sind rauher geworden. Also, werden Sie weicher. Sie müssen weiblicher werden!

Wenn Sie diesen beschwerlichen Weg des „Werbens“ nicht gehen wollen, dann nenne ich Ihnen im zweiten Teil dieser kleinen Reihe weitere Alternativen. Die meisten sind bekannt, aber ich möchte sie Ihnen anhand des Beispiels „Sex“ noch einmal deutlich vor Augen malen. Und dann können Sie selber wählen, welche Methode Sie bevorzugen.

Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Erfolg – heute Abend beim Kochen zum Beispiel. Überraschen Sie Ihre Frau doch mal damit. Und wer weiß – wenn Sie die Bedürfnisse Ihrer Frau nicht das letzte halbe Jahr komplett übersehen haben …?

Beste Grüße,
Ihr Henrik Zaborowski

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